Promi-Abschluss in Hannover

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Was für ein Tag!
Für die, die es noch nicht mitbekommen haben, ich bin heute in Hannover gelaufen. Ich wollte es nochmal wissen. Aber schön der Reihe nach.

Nach dem Marathon in HH hatte ich ein gutes Gefühl, das bis heute anhält. Yeah! Da war aber auch noch ein anderes Gefühl, das mir sagte: so viel Training für nur einen Schuss? Nö.
Also hab ich mein Training leicht modifiziert fortgesetzt und mich für den 5.5. in Hannover gemeldet.
Das Ganze fing gar nicht gut an. Gestern bis 19Uhr wollte ich meine Startunterlagen abgeholt haben. Leider war ich erst um 19:01Uhr (!) da. Fatal für die niedersächsische Flexibilität. Die sagten nur, ich solle morgen um Fünf wieder kommen. Mööp! Nachdem ich einen kleinen verbalen und emotionalen Aussetzer (schreitrommelschwitz) vor dem Expo-Zelt zum besten gegeben und meine Tasche in hohem Bogen in den Dreck geworfen hatte, kam ein älterer Herr, um die Lage zu deeskalieren. Er schickte mich zum Hintereingang. Da gäbe es schon noch eine gewisse Chance, die Sachen zu holen. Die Muttis meinten es dann auch in der Tat gnädig mit mir. 30Sek. später hatte ich meine Nummer, Punkt 19.04Uhr war ich in den schwarzen Block hinter der Elite versetzt. Geht doch! 🙂

Heute gings’s dann sehr entspannt Richtung Start. Kurz vor dem Eingangstor fiel mir ein hühnenartiger Silberrücken auf. Moment mal, den kenn ich doch. Peter Greif himself. Also hab ich ihn erstmal angeschnackt. „Du bist doch der, mit dem ich in den letzten Monaten mehr Zeit verbracht hab, als mit meiner Freundin.“ Schmunzeln. „Und wer bist du?“… Svensson. „Dann hau mal ordentlich rein-“ 🙂 Eine kurze, aber sehr witzige Begegnung.

Pünktlich um Neun dann der Startschuss direkt hinter den ostafrikanischen Kollegen. Dazu wolkenloser Himmel und ein Feuerball auf direktem Weg zum Zenit. Diverse Gründe also, nicht schon auf den ersten 5km die Nerven zu verlieren. Das Tempo war dann aber doch von Anfang an hoch. Ich bin gleich rausgegangen, hab mich von gefühlt Dutzenden überholen lassen, klar, mit meinen langsamen 4min/km. Als sich dann die Presseeskorte mit zwei Motorrädern neben mir breitmachte, noch mehr Fragezeichen in meinem Kopf. Was wollten die denn?
Da lief irgendwie seit einiger Zeit so ein schmächtiger Typ mit Nickelbrille und blauem Trikot neben mir. War es seinetwegen? Und dann fiel der Groschen. Dieter Baumann war der Pacer für die SUB3-Läufer. Coole Idee eigentlich.

Irgendwann ging mir das Tamtam aber auf den Senkel, so dass ich mich vorsichtig nach vorne abgesetzt habe. Zügig ging es dann durch Hannovers Südosten, vorbei am Maschsee und durch Schrebergärten. Begleitet wurden wir ebenso von Peter Greif, der permanent mit seinem Mountainbike an uns vorbeisauste. 🙂
Dann kamen wir auf die Hildesheimer Straße. Eine breite Schneise, die sich schnurgerade 5 Kilometer durch die Stadt zieht. Hier mussten einige schon runter vom Tempo, weil sie zu schnell gestartet waren. Weiter kreuz und quer durch die Stadt, vorbei am Bahnhof und der grünen Lunge Eilenriede. Das Feld war jetzt weit auseinandergezogen. Ich lief plusminus 100 Meter alleine. Erste Salzränder wurden sichtbar. Oh oh..

Am Zoo hab ich dann nochmal zu eine kleiner Gruppe aufschließen können, die aber auch schon durchwegs am Fluchen war. Denn mittlerweile war es sehr heiß und die Halbmarathonmarke noch nicht in Sicht. Nach 1:26:04 hatte ich die fiependen Matten schließlich erreicht. Und wieder Greif, der uns lächelnd begrüßte. Jetzt also nochmal das Ganze. Uiuiui.. Bis KM26 kam ich exakt durch mit der Renneinteilung. Die Hitze forderte aber ihren Tribut und ich musste mich streckenweise richtig quälen. Ich nahm jede Verpflegungsstelle wahr. Endlose Straßen durch zuschauerarme Gewerbegebiete. Da war mir schnell klar, dass ich die Erwartungen runterschrauben musste. Seltsamerweise hab ich immer noch Plätze gut gemacht, so langsam ich mich auch fühlte.
split_plazierungen

Wir waren irgendwann eine Gruppe von 5-10 Jungs, die allesamt ähnliches Tempo liefen, sich aber nicht entscheidend gruppieren respektive absetzen konnten. Immer wieder haben wir uns gegenseitig überholt. Unter ihnen war auch einer, der mir erzählte, er sei eigentlich Radprofi und wolle sein Marathon-Debüt irgendwie unter 3 Stunden laufen. Er war natürlich viel zu schnell angegangen. (Dass es Grischa Niermann war, hab ich dann erst im Ziel beim Bier geschnallt.) Und so haben wir uns weiter vorangequält. Selbst in den Herrenhäuser Gärten war kein Schatten weit und breit. Aber wir haben uns geschworen, wir ziehen das durch. Schließlich ist das Bier bezahlt. Und egal wie’s läuft, Hauptsache schneller als Baumann.
Der kam dann aber doch bei KM40 an uns vorbeigelaufen. Grrrr! Von wegen 2:59:59!
Mein ehemals schwarzes Trikot war mittlerweile schneeweiß, ich lief krampfnah und wollte nichts mehr riskieren. Wir würden die Sub3 in jedem Fall packen. Das musste ich auch Grischa nochmals bestätigen. „Wir schaffen das doch oder?“ 🙂 Kurze Zeit später zog auch Landesmeisterin Katrin Friedrich an uns vorbei, die sich im Ziel erstmal über oben erwähnte Pacer beschwerte.

Naja, und so ging auch für mich die illustre Runde nach 2:58:51 zu Ende und der Greif-Kreis schließt sich. Die magische Sub3-Mauer ist erneut durchbrochen und hat ihre Mystik ein für alle mal verloren.

Jetzt ist aber erstmal gut mit den langen Dingern. Im Juni Hella-HM, dann noch ein paar schnelle 10er und dann… nur noch mit Baby-Jogger. 🙂

Peng!

5:55 Uhr. Irgendwo schnattert was. Eine Ente auf dem Balkon? Nee. Aufstehen!
Blauer Himmel, Vogelgetzwitscher. Schön.
In sechs Stunden hab ich einen Termin in der Karolinenstraße und bis dahin ist noch einiges zu tun. 🙂
Zum Beispiel ordentlich Frühstücken.
Ein Weißbrot mit Pflaumenmus, ein Weißbrot mit französischem Stinker und eins mit Ziegenfrischkäse. Eine Tasse Kaffee und einen Becher Earl Grey. Zum Abgang noch ein bisschen Schokolade. Jetzt mach ich keine Experimente mehr.
Da ich über spezielle morgendliche Rituale aus Rücksicht auf Don Franco nicht berichten darf, überspringe ich diesen Punkt. Schade.

[…]
7:10 Uhr. Zeit zum Anziehen.
Egal was kommt, ich laufe kurz. Es wird ganz sicher warm genug.
Tasche packen. Ein letzter Blick auf die Checkliste. Ein paar Gels und Riegel für alle Fälle eingesteckt. Sonnenbrille und Schnuffeltuch.

[…]
8:00 Uhr. Auf zur Bahn.
Jetzt geht’s endlich los!
Mehr später 🙂

Tag 52 – Dramaturgie

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Noch viermal schlafen, noch 10 (in Worten zehn) Trainingskilometer. Ich denke, es ist Zeit, über die richtige Taktik nachzudenken.

Grundregel Nummer 1:
Egal, wie gut ich mich fühle – die ersten Kilometer laufe ich oberhalb meines Marathonrenntempos!

Grundregel Nummer 2:
Egal, wie schnell die anderen laufen – die ersten Kilometer laufe ich oberhalb meines Marathonrenntempos!

Grundregel Nummer 3:
Egal, ob mich ein 4Std.30-Ballon überholt – die ersten Kilometer laufe ich oberhalb meines Marathonrenntempos!

Das ist sehr, sehr schwierig 🙁

So. Damit wäre das ja schon mal geklärt. Kilometer 16-25 versuche ich, leicht unterhalb des Marathonrenntempos zu laufen.
Danach wird bis zum Schluss Marathonrenntempo gelaufen. Bei Kilometer 30/31 (in Olhsdorf) wird dieses Vorhaben nochmal mit einem lautstartken „Attacke“ bestätigt.
Und dann… wird eingesammelt! Lieber Jäger als Gejagter. 🙂

Tag 49 – lasciate mi correre!

Woche sieben geht zu Ende. Woche sieben. Und noch immer stehen fünf Einheiten auf dem Plan. Fünf!

Lasst mich doch endlich laufen!
Die Nerven liegen halbwegs blank. Meine Beine fühlen sich an wie Matsch, mein Kreislauf dümpelt irgendwo im Keller rum, mein Hirn läuft aber auf Hochtouren. Hab ich wirklich genug gemacht? War die Massage ein Fehler? Wie wird das Wetter?
Fragen über Fragen…

Die Letzten ihrer Art:
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Walking on a High wire

imageWenn man einen Marathon laufen will, dann braucht man vor allem Motivation. So ähnlich lautete einer meiner ersten Blog-Einträge. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass das ausnahmslos stimmt. Ich hatte aber noch was vergessen. Man braucht auch Glück!

Das Kerntraining beschränkt sich zwar in der Regel auf nur 8-12 Wochen, aber selbst die können zu einer sehr, sehr langen Zeit werden.
Wenn ich die diesjährigen Bedingungen betrachte, dann braucht man schon eine Menge Glück, um gut durchzukommen. Nicht zu wenig laufen, nicht zu viel laufen, nicht zu schnell laufen und nicht zu langsam laufen, nicht krankwerden, nicht umknicken, nicht ausrutschen und überhaupt erstmal nicht auf der Couch bleiben. Vorhin beim Training wurde mir das so richtig bewusst, wie lang und präsent (fast egoistisch) die GREIF-Wochen (und das sind nur 8) eigentlich sind:

Freitags 15-20km
Samstags 35km
Sonntag morgens 10km
Sonntags abends 10km
Montags 10-15km
Dienstags 15-20km
Mittwochs Tempotraining (3×3000 / 6×1000 / 4×2000)
Donnerstags Pause oder Alternativ-Training

Ein bisschen Arbeiten muss ich ja auch noch hin und wieder und dann will Jule am Wochenende mit mir spazieren gehen. Spazieren? Gehen?? Uff. 🙂

Machen wir uns nichts vor, die Marathon-Vorbereitung ist ein Drahtseilakt. Was bringt das perfekte Training, wenn man während des Taperings eine Magen-Darm-Infektion bekommt oder wie Frank grad Fieber – wieso auch immer.
Bisher bereue ich überhaupt nix. Ganz im Gegenteil, diese Trainings- und Grenzerfahrungen kann mir keiner mehr nehmen und sie erfüllen mich mit großer Genugtuung, und natürlich wecken sie auch Neugier auf mehr.
Aber bisher hatte ich auch Glück. Und mein Respekt gegenüber anderen Marathonis ist zweifelsfrei noch größer geworden. Sie alle bereiten sich seit Wochen vor, drehen eisern ihre Runden – üben Verzicht. Und das nicht nur während der Fastenzeit.
Und letztendlich geht es dabei nur um diesen einen Lauf.

Allen laufenden Lesern sei an dieser Stelle gesagt: Respekt und weiterhin viel Glück. Haltet durch, bald haben die Qualen ein Ende und wir fahren die große emotionale Ernte ein. In jedem Fall den Frühling.

Keep on running
Svensson

Wer ist eigentlich dieser Greif?

Peter Greif ist kein (wie man annehmen könnte) einsvierzich kleiner und einsfuffzich breiter Nerd, der sich abends bei einer Tüte Schipps und einer Palette Red Bull den ganzen Scheiß ausdenkt, um Irre wie mich zu ärgern.

Nein.
Peter Greif ist einsfünfundneunzich groß.
Peter Greif ist ein Tier. Auch bekannt als der gemeine Greif, der wie ein dunkler Schatten über dir kreist, wenn du das Tempo nicht mehr halten kannst.

Peter Greif, Jahrgang 1943, ist einer der namhaftesten Lauftrainer Deutschlands. Bekannt wurde der Diplom-Braumeister, als er 1984 einen Marathon für „Dicke“ gewann. Damals wog Greif 90 kg und lief die 42,195 km in 2:33 Stunden. Seit 1991 trainiert er im „Greif Club“ tausende Läufer aller Leistungsniveaus.
Quelle: Achim Achilles

Das heiße Herz

Noch einmal schlafen. Morgen geht es los. Endlich. Das offizielle Marathon-Training.
Das GREIF-Training!

Nach dem gestrigen 35er und der heutigen Einheit bin ich noch etwas zweifelnder respektvoller, was die nächsten Wochen anbetrifft.

Aus dem Greif’schen Manifest. 🙂

Das heiße Herz

Ok, fangen wir mal „locker“ an.Woche 1

Vitamin M

Wer einen Marathon laufen und vor sich selbst bestehen will – womöglich noch auf Zeit,
der braucht vor allem eines: Motivation.

Es reicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht, sich am Tag des jüngsten Gerichts an den Start zu stellen und dann einfach locker und fluffich loszurennen.
Ok, mit Ausnahme der Kollegen aus der kenianischen Hochebene.
Es reicht auch nicht, vier oder acht Wochen vorher mit dem Training anzufangen.

Ein gut vorbereiteter Frühjahrsmarathon fängt idealerweise schon im Dezember an.
Das ist genau die Zeit, wo es draußen (insbes. in Hamburg) so richtig gemütlich ist. Dunkel, nass und kalt. Das Beruhigende ist, dass sich diese drei Adjektive in den nächsten zwei Monaten überhaupt nicht ändern werden.

Wer mal morgens um halbsieben im Eisregen zwei Runden um die Alster gerannt ist, der muss einfach motiviert sein. Oder doch nur irre?

M wie Motivation

Um es vorweg zu nehmen, ich bin motiviert – hochmotiviert. 🙂
Ehrlich gesagt, waren es zwei Ereignisse, die mir die Entscheidung leicht gemacht haben.  Am 1. Weihnachtstag liefen Rocky III und Rocky IV. Einen Tag später fiel mir mal wieder Peter Greifs Countdown in die Hände.

Raus aus der Komfortzone!

Das muss man sich mal reinziehen. Tage-, wochen-, vielleicht sogar monatelanges Training, 5-7 Einheiten die Woche – bei Wind und Wetter. Nicht krank werden, gesund und kohlehydrahtarm essen, nach Möglichkeit keinen Alkohol….
Nur um einmal im Jahr wie ein Berserker den Gorch-Fock-Wall hochzupeitschen, in der Karolinenstraße die Arme in die Luft zu strecken und den Tag mit den Worten abzuschließen: Geht doch!

Wenn also heute in einer Woche das „offizielle“ Training beginnt, habe ich schon einige Stunden auf der Uhr. Dennoch blicke ich extrem gespannt auf die letzten knapp 900 Kilometer. Und ja, das alles nur für einen Lauf. Den aber bitte unter unter 3h! 😉