Tag 41 – generalprobe

Aus dem Manifest:

Heute läufst du deine härteste „große  Runde“.  Versuche nach ruhigem Beginn, so weit es geht, an dein Marathon-Renntempo heranzukommen. Dabei kommt es nicht darauf an, dass du  dieses Tempo auch erreichst, sondern darauf, die 15km am Ende mit dem  gewählten hohen Tempo durchzuziehen. Es wäre das Falscheste, was du machen könntest, die Endbeschleunigung abzubrechen, wenn du das geplante Tempo nicht laufen kannst. Wichtig ist die  Temposteigerung  und das Durchhalten des gewählten Tempos […] Anschließend darfst du  verschärfte Bestzeitenhoffnungen hegen und dir etwas Gutes tun. Warum geht du nicht mal mit einer netten Person essen?

Ach, ist er nicht herzlich, der Peter!
Ok, der Tisch bei Mario ist für 1930 reserviert. Jetzt muss ich nur noch die Zeit bis dahin überbrücken. Um 1100 geht’s los…

Ich berichte später…

So. Das wäre erledigt. Lief erschreckend gut.
Bis km18 hatte ich sogar noch Begleitung. Irgendwann wurde diese aber immer bockiger. Vor allem die immer wiederkehrenden urschreiartigen Verlautbarungen in der City Nord waren mir (angesehenem Läufer) doch etwas unangenehm. 😀
WAS war da los Don Franco???

38 Runden Jahnkampfbahn!

Aaaaaaaaaaah!
An die 4×2.000m will ich micht einfach nicht gewöhnen. Sie tun höllisch weh und sind weit außerhalb der Komfortzone angesiedelt!
Außerdem ist die Bahn immer noch nicht vollständig frei.

Die Details:

  • 2 Runden locker Einlaufen
  • 5 Runden schnell (07:25)
  • 4 Runden Trabpause
  • 5 Runden schnell (07:17)
  • 4 Runden Trabpause
  • 5 Runden schnell (07:30)
  • 4 Runden Trabpause
  • 5 Runden schnell (07:20)
  • 1 Runde kräftig Auskotzen 😉
  • 3 Runden Trabpause

Danach irgendwie nachause. Wo wohne ich nochmal? Wie heiße ich??
Fuzzie. Laktat Fuzzie.

Zur Belohnung hab ich mir erstmal ein paar neue Wettkampfschuhe bestellt.
Zweieinhalb Wochen vor dem Wettkampf? Jep. Die anderen sind alle dreckig…

Walking on a High wire

imageWenn man einen Marathon laufen will, dann braucht man vor allem Motivation. So ähnlich lautete einer meiner ersten Blog-Einträge. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass das ausnahmslos stimmt. Ich hatte aber noch was vergessen. Man braucht auch Glück!

Das Kerntraining beschränkt sich zwar in der Regel auf nur 8-12 Wochen, aber selbst die können zu einer sehr, sehr langen Zeit werden.
Wenn ich die diesjährigen Bedingungen betrachte, dann braucht man schon eine Menge Glück, um gut durchzukommen. Nicht zu wenig laufen, nicht zu viel laufen, nicht zu schnell laufen und nicht zu langsam laufen, nicht krankwerden, nicht umknicken, nicht ausrutschen und überhaupt erstmal nicht auf der Couch bleiben. Vorhin beim Training wurde mir das so richtig bewusst, wie lang und präsent (fast egoistisch) die GREIF-Wochen (und das sind nur 8) eigentlich sind:

Freitags 15-20km
Samstags 35km
Sonntag morgens 10km
Sonntags abends 10km
Montags 10-15km
Dienstags 15-20km
Mittwochs Tempotraining (3×3000 / 6×1000 / 4×2000)
Donnerstags Pause oder Alternativ-Training

Ein bisschen Arbeiten muss ich ja auch noch hin und wieder und dann will Jule am Wochenende mit mir spazieren gehen. Spazieren? Gehen?? Uff. 🙂

Machen wir uns nichts vor, die Marathon-Vorbereitung ist ein Drahtseilakt. Was bringt das perfekte Training, wenn man während des Taperings eine Magen-Darm-Infektion bekommt oder wie Frank grad Fieber – wieso auch immer.
Bisher bereue ich überhaupt nix. Ganz im Gegenteil, diese Trainings- und Grenzerfahrungen kann mir keiner mehr nehmen und sie erfüllen mich mit großer Genugtuung, und natürlich wecken sie auch Neugier auf mehr.
Aber bisher hatte ich auch Glück. Und mein Respekt gegenüber anderen Marathonis ist zweifelsfrei noch größer geworden. Sie alle bereiten sich seit Wochen vor, drehen eisern ihre Runden – üben Verzicht. Und das nicht nur während der Fastenzeit.
Und letztendlich geht es dabei nur um diesen einen Lauf.

Allen laufenden Lesern sei an dieser Stelle gesagt: Respekt und weiterhin viel Glück. Haltet durch, bald haben die Qualen ein Ende und wir fahren die große emotionale Ernte ein. In jedem Fall den Frühling.

Keep on running
Svensson